MTBRB ON TOUR: AGGERSTEIG

Ein inoffizieller Prädikatsweg mit Expeditionscharakter

Es muss nicht immer Hardt, Schöllerhof und Lüderich sein. Auch Ennepetal, Siebengebirge und Eifel laden zum Biken ein. Das sind die Ziele der nächsten MTBRB-Toursonntage. Einen vielversprechenden Auftakt gab’s Mitte Juni entlang des Aggersteigs. Die Beteiligung ist möglicherweise noch ausbaufähig.

In deutschen Mittelgebirgen gab es (fast) nur Wege, bis der Marburger Natursoziologe Rainer Brämer in den 1990er Jahren den Rothaarsteig initiierte und damit ein wahres Steig-Feuerwerk in Gang setzte. Mit Rheinsteig, Albsteig und Eifelsteig, dem Schluchtensteig im Südschwarzwald sowie dem Goldsteig im Bayerischer Wald ist die Liste keineswegs komplett. Für diese “Toptrails of Germany” gibt es spezielle Karten und Führer, Wegzeichen im Hundertmeterabstand und eine Gastronomie, die von den vielen Gästen sehr profitiert. Viele dieser “Premiumwanderwege” locken auf Teilstrecken auch Biker an. Und in der Regel kommen alle Naturnutzer gut miteinander aus – sofern jedenfalls die Stollenreifen die Steige nicht gerade an einem sonnigen Ausflugssonntag erobern möchten.

Beim Aggersteig ist alles anders. Keine Karten, kein gestyltes Wegzeichen, keine Werbung – nur ein paar Kilobyte mit GPS-Daten im Netz und der Hinweis, dass es sich beim “Projekt Aggersteig®” um einen inoffiziellen Prädikatswanderweg handle. Wichtig dabei sei, dass “die überwiegende Strecke auf Naturboden und Wegen mit Pfadcharakter” verläuft.

Grund genug, sich den Aggersteig einmal näher anzusehen. Helmut, Renate und Jürgen hatten das Terrain schon erkundet, als sich das Frühjahr noch sehr nach Winter anfühlte und der Wald eher grau als grün anmutete.

Jetzt, Mitte Juni, war der Aggersteig Auftakt für die zunächst vier Toursonntage des Vereins. Zu viert erkundeten wir die Höhen links und rechts der Agger. In Overath stießen Jürgen, unser Guide, und Manfred zu Renate und Martin in der Regionalbahn nach Dieringhausen. 23 Minuten später ging es mit Bananenstärke und nach kurzem Satellitencheck hoch in die Berge.

Weil der Weg ja eine Art Geheimtipp ist, hatten wir mit Wanderern auch bei perfektem Bikewetter keinerlei Probleme. Ohne Werbetrommel und Infrastruktur verirrt sich kaum jemand in die Wälder beiderseits der Agger.

Wegzeichensammler kommen beim Aggersteig auf ihre Kosten: A1, V1, A3, A6, weißer Kreis, Bergischer PanoramaSTEIG, die SGV-Hauptwanderwege X9 und X28, Quadrat und Pfeil 9 – alles dabei! Leider ist im Lauf der Zeit manch Wanderweg verkehrsmittelgerecht ausgebaut worden. Aber der Aggersteig hat auch Strecken, wo man sich fragt, wo der Weg sein soll. Wir folgten Fahrzeugspuren durchs Unterholz, querten Wiesen, bezwangen Serpentinen, schlängelten auf schmalen Pfaden durch schmucke Dörfer und kurbelten uns so manche Steigung hoch. Abschnitte, wo die Herausforderung zur Qual werden könnte, blieben dank der Vorerkundung links liegen.

Highlight im Wortsinne war der Aussichtsturm Hohe Warte, bei einer Meereshöhe von 357,5 Metern höchster Punkt der Tour mit prachtvollem Panoramablick. Mehr als 200 Meter tiefer fließt die Agger dahin. Danach war der schöne Trail auf Engelskirchen zu ebenso verdient wie das dicke Eis, das Lisa am Aggerstrand servierte.

So gestärkt ging es weiter: Auf den neuen “Vogelweg” direkt am Aggerufer folgte ein fast schon quälend langer Anstieg zum Dönselberg. Hinunter ging’s mal auf abenteuerlichen Pfade, mal auf dick mit Grauwacke belegten Waldautobahnen. Ein Hahn, eine Blindschleiche und viele Hunde querten den Weg. Ein Schmankerl war das Buchenwäldchen bei Breidenassel, auch wenn wir Jürgens GPS-Akku, der hier bei der Erkundungstour das Weite suchte, nicht wiederfinden konnten. Nach einem flotten Finale entlang des Aggerhochufers war in Overath wegen des bereitstehenden Busses Richtung Bensberg leider keine Zeit mehr für ein gemeinsames Zielfoto. Nächstes Mal, versprochen!