Stoneman Miriquidi – 9 Gipfel in 2 Tagen …
… hört sich machbar an, war dann aber doch härter als gedacht. Erkenntnisse & Erlebnisse während der 12 steinigen Stunden am langen Fronleichnam-Wochenende von Anne.
Gemütlich begannen wir den Tag, schließlich hatten wir endlich mal Wetterglück (ich will mich ja jetzt nicht beschweren, dass es fast schon zu warm war) und bei der gestrigen Gipfelzählung festgestellt, dass an Tag 1 nur 3 Berge zu erklimmen sind. Dementsprechend geht die Tour vom Scheibenberg hinunter zum Staubecken des Pumpspeicherwerks Markersbach auch ganz gemütlich los. Entlang eines kleinen Pfades am Waldrand und über Felder genießen wir die tolle Aussicht und selbst der erste Anstieg zum oberen Staubecken des Pumpspeicherwerks ist mit der Euphorie fix hochgekurbelt. Danach ereilen uns jedoch 2 Erkenntnisse:
- Dieser ziemlich lange steile Anstieg geht noch gar nicht hoch zum Rabenberg – dem ersten Gipfel auf unserer Tour. Verdammt (Fazit am Ende: statt 9 Bergen sind es eher 14 oder so – irgendwann zählt man nicht mehr mit).
- Der Stoneman ist Einer, der große Steine auf steile Anstiege legt.
Erst nach fast 40km und knapp 1000hm konnten wir endlich unseren ersten Gipfel „lochen“. Die Strecke führt hier auch über 4 angelegte tolle Trails des Trailcenters. Allerdings kann man die gar nicht so richtig genießen, denn oberstes Gebot beim Stoneman ist es Defekte zu vermeiden – also ist bergab eine saubere Linienwahl gefordert. Die recht vielen Waldautobahn-Höhenvernichter-Abschnitte sind irgendwie gar nicht so schlimm – da kann man sich wenigstens mal ein bisschen erholen.
Insgesamt sind fast alle Anstiege irgendwie steil und steinig beim Stoneman – und damit auch enorm kraftraubend. Manchmal auch die Abfahrten – z.B. runter vom Plesivec auf tschechicher Seite. Hier sieht man mal, was so ein alpines Skigebiet mit der Natur anrichtet! An Tag 2, als es 600hm am Stück auf den Keilberg ging, war ich so übermütig diesen zum schönsten Anstieg der Tour zu küren – schließlich lief es so gut, dass selbst Tino Mühe hatte mich nach einer Essenspause einzuholen. Aber kurz vorm Gipfel schlug der Stoneman dann doch wieder zu – später legte er uns auch noch kilometerlang gute alte DDR-Plattenstraßen in den Weg.
Man mag es kaum glauben – tatsächlich ist der Anstieg auf den Fichtelberg der Einfachste. Ich weiß jetzt nicht, ob das daran liegt, dass man vorher auf tschechischer Seite der Grenze in Bozi Dar nochmal die Gelegenheit hat mit Gulasch und Knödeln zu dopen. Hat auf jeden Fall geholfen!
Nach fast 12h Mountainbiken in 2 Tagen war ich auf dem Scheibenberg ganz schön platt – nicht einmal die Silber-Trophäe konnte mich da aufmuntern. 162km und 4400hm machen sich halt doch bemerkbar. Ich habe wirklich riesigen Respekt vor den ganzen Gold-Finishern. Wir haben einige Sachsen und Thüringer unterwegs getroffen – so z.B. auf dem Blatensky Vrch nachmittags 16:30 Uhr. Gemütlich erfrischte sich der Kollege mit einem alkoholfreien Bierchen, sprang aufs Bike und verschwand mit einem Antritt, als wäre er am Start eines Downhill-Weltcups. So fährt man halt, wenn man schon 7 der 9 Gipfel in den Beinen hat. ;-) Oder die eine Gruppe mit Lycra, Federleicht-Hardtails und glatt rasierten Beinen am Scheibenberg. Mit noch 40km übrig, machten sie mit den Worten “Nu, da essn mer ä schönes Stüggl Kuchn und dann machn mer die 1000 Höhenmeter noch fix” eine entspannte Rast … also, wenn man die vielen schönen Aussichten und Einkehrmöglichkeiten genießen will, sollte man lieber die Bronze-Variante wählen. Es sei denn, man ist so einer von diese mega-harten Ossi’s, die es da zu Hauf gibt – irgendeinen Grund muss es ja haben, dass der Miriquidi vom Zahlenwerk her härter ist, als der Dolomiti! ;-)
Die meiste Zeit dachte ich beim Stoneman an die Kolumnen von Henry Lesewitz. Hier helfen einem die neusten Trends der Bikebranche nix (ich wünsche allen mit einer 1-fach-Kurbel viel Spaß!). Fast unglaublich, dass es Leute gibt, die sowas mit einem großen Bundeswehrrucksack auf dem Rücken und Retro-Rad aus den 90ern in Angriff nehmen. Beim Stoneman geht es ums Durchhalten, darum den inneren Schweinehund ständig wieder aufs Neue zu überwinden. Selbst wenn man noch will – irgendwann hat es dir alle Kraft aus den Beinen gezogen und du zählst jeden Kilometer. Prost Qualzeit halt!
Übrigens: Stoneman-Gründer Roland Stauder sagt “Nicht die Leistung spiegelt sich in der Trophäe, sondern die damit verbundenen Emotionen.”