Vulkanbike Eifelmarathon
Nach einjähriger Pause gab es für den Vulkanbike-Eifelmarathon eine ziemlich schlammige, trotzdem sensationelle Neuauflage. 1660 Starter aus 17 Nationen – ehrlich gesagt aus 4, denn 98,9% kamen aus D, BEL, NED und LUX. Der MTB RheinBerg e. V. käme mit unseren 7 Startern auf Platz 5 der „Nationenwertung“.
85 km – 2000 HM: Miguel Rebel (5:01:51, 44. Sen 1, 91. ges.) zu sehen in den Best-of-Fotos von Sportograf, Stephan Starink (5:18:23, 52. Sen 1, 115. ges.), Johannes Anger (5:31:42, 58. Sen 1, 142. ges.)
38 km – 900 HM: Ralf Dohrn (2:06:37 h, 2. Sen 3, 53. ges.), Emil Zimmermann (2:14:15 h, 6. Sen 3, 80 ges.), Marius Wahl (2:30:59 h, 6. U19, 150 ges.), Wolfgang Wahl (2:55:06 h, 23. Sen 3, 242 ges.)
Die Wetterprognose lautete „Wolke + 2 Tropfen“, Dauerregen. Nachdem es schon länger stark geregnet hatte, nieselte es bei der Ankunft in Daun leicht. „Was würdest Du anziehen?“ Emil: „Kurz, warm werden wir von allein.“ Den Start der Ultras beobachteten Emil und ich gemütlich bei Kaffee und Kuchen. Zweifel an der geplanten Kleiderordnung kamen bei mir auf, denn die meisten der unglaublich vielen Starter (knapp 400), aufgeteilt in 2 Startblöcken, trugen lang, viele mit Regenjacke. „Alles Holländer und Belgier“ meinte Emil. Recht hatte er, die Statistik sagt 30 % Holländer und 50% !! Belgier. Unter den Top-10 waren am Ende ein Deutscher, der Sieger, Sascha Weber, die anderen 9 kamen aus Holland und Belgien. Mit dabei war auch die Holländische Meisterin, Laura Turpijn, die vor 6 Tagen bei den Benelux-Meisterschaften in Zoetermeer an meinen Wasserflaschen für Stefanie vorbei fuhr.
Unsere 85-km-Fahrer Miguel, Stephan und Johannes waren vor dem Rennen lustig drauf. Beim 38-km-Start standen wir (Wolfgang, Marius, Emil, R) im ersten Startblock hinter den Lizenzfahrern – darunter Sen-3-Fahrer – von wegen Opas, die werden jedes Jahr jünger! Langsam realisiere ich, dass ich nicht nur als Betreuer und Wasserträger dabei bin, sondern selber fahren soll. „Ralf, Du hast doch Chancen aufs Podium, Du darfst dich einen halben Meter vor uns stellen.“ Emil hebt die Stimmung und es geht hinter dem Quad neutralisiert aus der Stadt. Diesmal wird nicht furchtbar gedrängelt, wie beim letzten Mal. An der ersten Steigung sortiert sich das Feld und ich gebe diesmal nicht so viel Gas wie sonst (Tipp von Stefanie). Marius überholt mich und weil ich zum Rennberichtschreiber ernannt wurde und etwas zu schreiben haben will, hänge ich mich dran um später protokollieren zu können, wie lange ich mithalten konnte. Oben am Berg wird Marius (gefühlt) langsamer und ich denke, ich fahr erst einmal vor. Die Wege sind matschig, aber fahrbar, ob es genieselt hat, habe ich nicht mitbekommen, denn es hat kräftig Dreck gespritzt, von allen Seiten. Die Unterführungen und die Holzbrücken waren teilweise gefährlich rutschig. Zum ersten Mal bin ich nicht mit meinem Fuji unterwegs sondern mit Stefanies alten, sehr rennerfahrenem Cube Reaction. Langsam arbeite ich mich nach vorn, vorbei an mehreren Frauen vom Sebamed-Team und einer in Blau vom RSC Neustadt, nennen wir sie Lisa. Jemand, der gewohnt ist, dass ihm seine Tochter locker wegfährt, freut sich, wenn er mal schneller als eine Frau ist. Brille grob reinigen, Tacho entschlammen: 10 km, Schnitt über 20 km/h, Puls 5 Schläge niedriger als vor 2 Jahren – es läuft gut. Dann kommt die Schiebe-Steigung, die selbst bei trockenem Wetter schlammig ist. Emil gab mir vorher einen einfachen Tipp: Solange wie möglich fahren. Hat auch ein paar Meter funktioniert, dann fuhr keiner mehr, dachte ich. „Mitte“ hörte ich von hinten und Lisa fuhr langsam aber sicher an den schiebenden und rutschenden Männern vorbei. Das Cube hat den Schlamm prima überstanden und im Gegensatz zu vielen anderen, hatte ich keine Schaltprobleme. Es lief prima, und ich dachte, dies sei mein schönster Teil der Strecke. Bei km 13 erreichte ich den ersten Mittelstreckler, die 20 Minuten vor uns gestartet sind. Das Überholen im Matsch war nicht einfach. Dann kamen immer mehr Mittelstreckler … immer schön im Rhythmus bleiben. Etwas übermütig schnell fuhr ich in die „Sprungschanze“, einer Wiesenabfahrt mit einer matschigen Spur. Irgendwie verließ ich diese erst nach rechts, dann kräftig nach links, aber mein Rad fand den Weg allein und ich kam noch auf dem Cube sitzend unten an. Mit dem zusätzlichen Adrenalin hätte jetzt eine Steigung gebrauchen können, die kam aber erst später, zum Flugplatz hoch. Oben gab es Verpflegung und absolut professionell gab mir ein mir unbekannter Betreuer auf Zuruf ein Bananenstück und einen Riegel in die Hand – ich weiß, wie schwierig das in der Feedzone sein kann. Überhaupt die Helfer: einfach toll, gute Absperrungen, viele Warnhinweise, großen Dank an die ca. 400 (!) Helfer. Dann kam der Teufelsrutsch, der mir bei meiner ersten Teilnahme, 2009, mit Stefanie noch Angst gemacht hatte. Neben mir: „Fahr Du lieber vor.“ Das hör ich selten. Immer, wenn es technisch wurde, überholte mich Lisa, später zog ich wieder vorbei. „Stört es Dich, wie ich überhole?“ „Überhaup nitt.“ Sie fragt nach dem Km-Stand, 19. Wir quatschen. „Liegst Du in Führung?“ „Nee, eine Sebamed-Frau ist noch vor mir.“ Nach einiger Zeit: „Meine Tochter sagt, ich, solle im Rennen nicht reden, sondern fahren.“ „Das sagt mein Pappa auch immer.“ Also gebe ich Gas, Lisa zieht mit. An einer rutschigen Stelle überholt sie und ich wage erst nicht an einem Mittelstreckler vorbei zu fahren. Dann kommt ein sehr rutschiges Wurzelstück. Ich werde tatsächlich überholt … aber der Fahrer stürzt etwas später und blockiert alles, jedenfalls scheinbar. Das Cube hat einen Weg außenrum gefunden. Frage mich keiner, wie ich auf dem Rad geblieben bin. Mich überkommt Dankbarkeit für unsere Vereinsausfahrten – man kann da soviel lernen! Es lief weiter gut. Die Strecke teilte sich, es wurde einsam, die Kurzstreckler waren eine Zeitlang allein. Es ging schnell auf Asphalt herab, diesmal – Stefanie – habe ich daran gedacht- auf das mittlere Kettenblatt zu schalten, so dass es beim scharfen Knick rechts hoch zügig weiter ging. Jetzt fürchtete ich nur noch den Bachtrail bergab mit S-Kurve. Wann kommt der nur? Er kam dann doch, ohne Probleme, kontrolliert, danke fürs Techniktraining, Stefanie. Nur noch der Mäuseberg. Ich ziehe die Armlinge runter, optimal, dass ich in kurz gefahren bin, danke, Emil. Wegen des Wetters sind es wenig Zuschauern. Was kann nun noch passieren? Die Beine werden schwer und der Puls geht runter – weiter machen. Wieder über den Maarsattel (ich habe sogar ein paarmal auf die Maare geguckt) und zum Flugplatz, dann steil auf Asphalt runter. Beim letzten Vulkanbike schaffte ich hier 63 km/h, wer später bremst bleibt länger schnell, 67, 68, bis 69 auf dem Tacho, noch viel Platz für die 90-Grad-Kurve, dachte ich, falsch. Auf nassem Asphalt bergab kann man prima rutschen. Also weiter mit Vollbremsung statt in die Kurve zu gehen. 1 m ins hohe Gras, alles gut, weiter. Jetzt kommt wieder ein Lieblingsstück, den Bahndamm herunter, leicht bergab, hier zählt nicht Watt/kg sondern Watt plus kg. Lange kein Hinterrad in Sicht, dann doch eine Zweier-Gruppe, im Windschatten geht der Puls runter. Meine Heim-Trainerin würde sagen, weiter Gas geben, mache ich auch und überhole die Sebamed-Frau und einen weiteren Fahrer mit 45 km/h. Eine rutschige Brücke in Daun, dann der letzte Anstieg, noch drei überholt. Im Ziel bin ich zwar total dreckig, aber glücklich. Nach dem Radwaschen treffe ich Emil in der Schlange. „Glückwunsch, Du bist Zweiter.“ „Wie? Woher weißt Du das denn schon.“ „Tja …“ „Glückwunsch an Dich.“ Emil ist sechster. Das Duschen in den Schwimmbadduschen war speziell, alle superdreckig, die Türen auf, eine Frau lief etwas orientierungslos zwischen drin. Auf zur Nudelparty. Alle vom MTB RheinBerg e. V. sind wohlbehalten und glücklich im Ziel. Der Sieg bei den Frauen ging nicht an das Sebamed-Team, trotz zweier Begleit-fahrer, sondern an Lisa vom RSC Neustadt; sie fährt U19 Bundesliga. Der Bürgermeister kündigt an, dass es 2014 wieder einen Vulkanbike-Marathon geben wird. Na, dann los. Das Vereins-Sommerfest zum Ausklang des Tages war sehr nett. P.s. Heute fand ich Schlamm unter dem Pulsgurt. ;-)
(Text – Ralf Dohrn – Bilder in Kürze)